Mai 2022: Vier Jahre später


Es ist genau 4 Jahre her, seit ich diesen Blog stillgelegt habe und mich zuletzt mit WordPress befasst habe. Damals stand das Inkrafttreten der DSGVO kurz bevor und Alle waren verunsichert, was dies an neuen Abmahnwellen bringen würde und was man möglicherweise übersehen könnte. Die Wogen haben sich hier schnell geglättet und die wirklichen substanziellen Fortschritte beim Datenschutz sind eher ein noch längst nicht zu Ende gelaufener Marathon. Dennoch hatte ich mich seither nicht mehr um die Ausdrucksform von WordPress Blogs bemüht und lieber Texte in Social Media Plattformen gepostet. Dass dies nicht immer der richtige Ort für lange differenzierte Texte ist, war klar, doch erst 2022 bin ich bereit mich wieder in WordPress einzuarbeiten.

Viel ist seit 2018 passiert und hat sich verändert. Wir haben unverhofft eine Pandemie erlebt, gelernt dass HomeOffice doch erstaunlich gut funktioniert, dass man auch per Videokonferenzen und digital Zusammenarbeiten kann. Die Eltern haben gelernt, dass Schulpflicht plötzlich nichts mehr bedeutet wenn das Kultusministerium anordnet, dass das was bislang strikt verboten und nicht anerkannt war in Deutschland, nun adhoc angeordnet wird: HomeSchooling.

Die Schulen haben selbst in dieser für sie extremsten Form beeindruckend wenig Fortschritt erzielt. Das lag nicht unbedingt an den Lehrkräften von denen sich zumindest viele engagiert und verausgabt haben, um den Kindern noch die gesetzlich zugesicherte Bildung zuteil werden zu lassen. Derweil ergaben sich die Kultusministerien in ihre Rolle der Unfähigkeit und mutwilligen Vorbereitungsverweigerung, beharrend darauf, dass sie alle Probleme durch reine Anordnungen lösen könnten, losgelöst von realer Machbarkeit und Sinn. Wenig verwunderlich, dass nach der Rückkehr zur eisern verteidigten Präsenzpflicht in den Klassen auch der digitale Fortschritt vollständig vaporisiert ist und man wieder zu Kreide und Tageslichtprojektor zurückgekehrt ist.

Auch in manch einem Unternehmen verpuffen viele der mühsam erarbeiteten technisch-organisatorischen Fortschritte mit jedem Frühjahr in der abflauenden Infektionswelle des Winters, nur um dann im Herbst dann wieder angestrengt zurück zu rudern. Doch immerhin sieht man hier, oft noch zaghafte und kleine, aber doch nachhaltig wachsende digitale Pflänzchen. Zwar mögen Videokonferenzen nicht überall gleichermaßen beliebt sein, jedoch gehören sie inzwischen zum Werkzeugkasten dazu, genauso wie mobiles Arbeiten, HomeOffice.

Die Cloud Skepsis deutscher Unternehmen wandelte sich unter dem Eindruck des ortsunabhängigen Arbeitens und der Flexibilität in vorsichtige Gehversuche bei einem der Cloudanbietern. Und vielen wurde klar, dass die „Cloud“ auch nur Computer sind, die eben woanders stehen und von jemand anderem für einen betrieben werden. Microsoft kam mit seiner Azure Cloud hier gerade richtig, ebenso wie mit der Einführung von „Teams“, die Ende 2019 so passgenau war, dass man auch als rationaler Mensch schon fast schmunzelnd etwas Verschwörung witzeln würde, wenn das Thema mit verqueren Verschwörungstheorien nicht schon so ausgeleiert und ermüdend geworden wäre.

Durch die Pandemie und im HomeOffice kamen mehr Menschen nun plötzlich mit SharePoint, OneDrive, Microsoft 365, Teams und Azure in Kontakt, als dies sonst vermutlich passiert wäre. Den wahren Umfang dieses Werkzeugkastens ignorierten aber viele und der wahre Schritt in die Moderne steht hier oftmals noch aus, ähnlich wie bei den Schulen. Das Festkrallen an Fax und echtem Papier, wird genauso wie der Tageslichtprojektor wohl noch eine Weile zu Deutschland dazu gehören, einfach weil zu viel Fortschritt auf einmal einen nicht nur verunsichern, sondern schlichtweg überfordern kann.

Das merke ich auch gerade wieder bei WordPress. Ich weiß, dass ich hier schon immer einen stetigen Kampf hatte beim Versuch die Styles, Templates und Skripte irgendwie hinzubasteln. Wollte man ein gutes Aussehen, ging kein Weg an einem ordentlichen Template vorbei, das man notfalls eben käuflich erwerben musste. Welch Wohltat war da das moderne SharePoint Konzept, bei dem man sich Seiten und Inhalte mit WYSIWYG Editoren zusammenklicken konnte. Vielleicht manchmal leicht verwirrend und manchmal nicht flexibel genug sind SharePoint Webseiten hier eine echte Bereicherung und eine ideale Verbindung aus dem alten Konzept von IntraWeb, interner Doku Wiki und Office Dokumenten. Man muss sich einarbeiten und einiges verstehen, aber dann öffnet sich plötzlich der Horizont der Möglichkeiten.

Und nun merke ich, dass sich auch bei WordPress die Welt weitergedreht hat. Das Block Design kam erst mehr als zwei Jahre nach den neuen SharePoint Webseiten, aber nun ist es da und gibt einem ebenso ein WYSIWYG Editor und eine grafische Möglichkeit das Aussehen der Webseiten zu gestalten. Das ist extrem erfreulich, außer vielleicht für Agenturen, Programmierer und Designer die bisher ihr Geld mit dem verkauf maßgeschneiderter WordPress Templates und Installationen verdient hatten. Doch für Kreative ist es endlich ein Lichtblick und eine Rückkehr zum ursprünglichen Spirit des Web, bei dem jeder leicht selbst eigene Inhalte bereitstellen konnte.

Es gibt nur einen Haken der gleichermaßen bei WordPress und SharePoint liegt: So ähnlich sich die Grundidee hier auch sein mag, die technisch konzeptionellen Funktionen sind unterschiedlich. Nachdem ich mich nun nach zwei Jahren in SharePoint einigermaßen gut zurecht finde, muss ich mich WordPress erst wieder umständlich annähern. Und ähnlich mag es WordPress Profis ergehen, wenn sie in Kontakt mit SharePoint kommen. Fortschritt kann einen eben auch fordern und überfordern, selbst dann, wenn es einen begeistert.

So werde ich mich nun auch in WordPress hineinexperimentieren, werde Fehler machen, Murks bauen um am Ende auch hier ein neues Werkzeug zu finden, das den Horizont der Möglichkeiten eröffnet.

Doch warum tue ich das nun? Ist es weil ich mich in den letzten 4 Jahren doch mal mehr um ein wenig „Networking“ bemühe, auch einen eigene WordPress Blog wieder als digitales Mittel zur Onlinezusammenarbeit erkenne oder einfach deshalb weil ich entdeckt habe, dass das schreiben von Texten einfach eine Leidenschaft von mir ist, der ich nun auch versuche bei Onlinemagazinen wie Golem.de nachzugehen? Vermutlich ein wenig von all dem.

Ob sich hier wirklich die vielen sinnvollen Texte ansammeln werde, die ich schon in meinem Kopf umher trage, werde ich wohl erst in weiteren vier Jahren wissen.